Aikidō-Stil: Shinshin-Tōitsu Aikidō (Ki-Aikidō)

Das Shinshin-Tōitsu Aikidō, auch bekannt als Ki-Aikidō, wurde von Tōhei Kōichi (* 20.01.1920; † 19.05.2011) in den frühen 1970er Jahren entwickelt. Tōhei war ein Schüler des Aikidō-Begründers Ueshiba Morihei (* 14.12.1883; † 26.04.1969) in den 1930er Jahren und Cheftrainer (Shihan buchō) des Zaidan Hojin Aikikai Honbu Dōjō Tōkyō (Hombu Dōjō). Aufgrund von Unstimmigkeiten über die Lehrmethoden innerhalb der Aikikai-Stiftung, insbesondere mit Ueshiba Kisshōmaru (* 27.06.1921; † 04.01.1999), gründete Tōhei 1971 seine eigene Organisation namens Ki no Kenkyūkai – bei der es 1974 zum endgültigen Bruch kam und folglich dann (im Jahr 2010) in Shinshin Tōitsu Aikidō Kai umbenannt wurde.

Ursprung und Philosophie des Shinshin-Tōitsu Aikidō

Tōhei war der Meinung, dass viele Aikidō-Schüler die Techniken des Aikidō lehrten, ohne dabei die zugrundeliegenden Prinzipien zu erklären. Dies führte dazu, dass er ein System entwickelte, das sich auf die explizite Vermittlung der Einheit von Geist und Körper konzentrierte. Aus dieser Philosophie entstand der Name Shinshin-Tōitsu Aikidō (Aikidō in Einheit von Geist und Körper), das auf den Prinzipien des Shinshin-Tōitsu Dō (Weg der Einheit von Geist und Körper) in Verbindung mit Kiatsu, eine an das Shiatsu angelehnte Therapieform (Akupressur mit Ki), beruht.

Im Ki-Aikidō liegt der Fokus auf der bewussten Integration von Ki (Lebensenergie) in jeder Technik und Bewegung. Tōhei legte besonderen Wert darauf, dass die Verbindung von Geist und Körper eine zentrale Rolle in der Effektivität und Harmonie des Aikidō spielt. Diese Ansätze spiegeln sich in den grundlegenden Prinzipien des Shinshin-Tōitsu Dō wider, die die geistige und körperliche Haltung vereinen.

Grundprinzipien des Shinshin-Tōitsu Dō

Tōhei stellte vier zentrale Prinzipien auf, die die Basis für die Einheit von Geist und Körper im Shinshin-Tōitsu Dō bilden:

  • Den einen Punkt halten: Dies bezieht sich auf das Zentrum des Körpers, das etwa drei Finger unterhalb des Bauchnabels liegt (Ki kai tanden). Durch das Ruhen des Geistes in diesem Punkt wird die Einheit von Geist und Körper realisiert.
  • Sich vollkommen entspannen: Stress oder Anspannung zerstören die Einheit von Geist und Körper. Wahre Entspannung ist kraftvoll und führt zu höherer geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit.
  • Das Gewicht unten halten: Dieses Prinzip betont die Wichtigkeit der Erdung und Stabilität des Körpers. Das Bewusstsein der eigenen Schwere und Standfestigkeit fördert Vertrauen und Ruhe in der Bewegung.
  • Ki fließen lassen: Das persönliche Ki steht im Einklang mit dem universellen Ki, wodurch harmonische und kraftvolle Bewegungen ermöglicht werden. Frei fließendes Ki stärkt den Körper und den Geist, während blockiertes Ki zu Schwäche führt.

Unterschiede von Ki-Aikidō zu traditionellem Aikidō

Im Gegensatz zum traditionellen Aikidō, bei dem die Prinzipien indirekt durch die Techniken vermittelt werden, legt das Ki-Aikidō großen Wert auf die explizite Vermittlung dieser Prinzipien. So werden im Ki-Aikidō neben den klassischen Techniken gesonderte Prüfungen in Ki-Prinzipien abgehalten. Diese Ansätze unterscheiden Ki-Aikidō von anderen Aikidō-Stilen und sind wesentlicher Bestandteil der Lehre.

Techniken und Training des Ki-Aikidō

Die Techniken des Ki-Aikidō umfassen sowohl waffenlose Techniken als auch den Einsatz traditioneller Aikidō-Waffen wie Jō (Holzstock), Bokken (Holzschwert) und Tantō (Holzmesser). Dabei werden sowohl Partnerübungen (Kumi waza) als auch Einzelübungen (Hitori waza) trainiert, die in Abfolgen von Techniken (Taigi) präsentiert werden. Seit 1978 finden im Ki-Aikidō Taigi-Wettbewerbe statt, bei denen die Ausführung von Techniken in Bezug auf Zeit, Präzision und Bewegungsfluss bewertet wird.

Entwicklung und Verbreitung des Ki-Aikidō

Nach der Gründung des Ki no Kenkyukai verbreitete sich das Ki-Aikidō. Besonders in Nordamerika und Europa erlangte es Bekanntheit. Nach Tōhei Kōichis Tod übernahm sein Sohn Tōhei Shinichi die Leitung der Organisation. 2010 wurde der Verband offiziell in Shinshin-Tōitsu Aikidō Kai umbenannt, wobei der Name „Ki Society“ weiterhin international verwendet wird.

Abspaltungen und Einfluss

Tōheis Stil beeinflusste auch andere Aikidō-Lehrkräfte, die wiederum eigene Organisationen gründeten. So trennten sich zwei enge Schüler wie Maruyama Koretoshi und Yoshigasaki Kenjiro von ihm und gründeten ihre eigenen Ki-Aikidō-Stilrichtungen, wie z. B. Aikidō-Yuishinkai (von Maruyama Koretoshi). Yoshigasaki Kenjiro, gründete 2002 den internationalen Dachverband Ki No Kenkyukai Association Internationale.

Fazit

Das Shinshin-Tōitsu Aikidō ist eine spezielle Aikidō-Form, die das Bewusstsein für die Verbindung von Geist und Körper in den Mittelpunkt stellt. Die von Tōhei Kōichi entwickelten Prinzipien beeinflussten die Art und Weise, wie diese Aikidō-Techniken gelehrt und praktiziert werden, und legten den Grundstein für die Entwicklung mehrerer eigenständiger Stile, die auf dem Konzept des Ki basieren.

Siehe hierzu auch die Aikidō-Stile: Seidokan-Aikidō, Yuishinkai, und Kokikai® Aikidō.
Alle diese Stilrichtungen basieren auf Ki-Aikidō.
Zur Übersicht der Aikidō-Stilrichtungen gelangst Du hier: Stilrichtungen

Japanische Namen

Wie in Japan üblich, steht der Familienname vor dem Vornamen. In diesem Beitrag halten wir uns daher an diese Schreibweise japanischer Namen.