
Aikidō-Stil: Tendoryū
Shimizu Kenji (* 1940), einer der letzten Schüler (1960er Jahre) von Ueshiba Morihei (* 14.12.1883; † 26.04.1969), dem Begründer des Aikidō, gründete 1982 den Aikidō-Stil Tendoryū (ten „Himmel“, do „Weg“, ryu „Schule“). Tendoryū zeichnet sich durch einen harmonischen Bewegungsfluss, fließende und große Bewegungen sowie eine klare Technikführung aus, die Natürlichkeit und Präzision vereint.
Shimizu Kenjis Weg zum Tendoryū
Shimizu Kenji wurde 1940 in Iizuka in der Präfektur Fukuoka, Japan, geboren. Bereits im Alter von 13 Jahren begann er mit Jūdō. Nach seinem Studium an der Meiji-Universität im Jahr 1963 wandte er sich dem Aikidō zu und wurde ein persönlicher Schüler (Uchi-Deshi) von Ueshiba Morihei (Ō-Sensei).
Nach dem Tod Ueshibas gründete Shimizu in Tokio sein eigenes Dōjō, das er zunächst „Shimizu Dōjō“ nannte und später (1975) in Tendokan umbenannte – was übersetzt „Tor zum Himmel“ bedeutet. Nach 1973 verließ Shimizu den Aikikai, um seine eigene Aikidō-Philosophie zu entwickeln und wechselte anschließend zur International Martial Arts Federation (kurz IMAF), dem ältesten japanischen Budō-Dachverband und Stiftung des Kaiserhauses. Im Jahr 1982 gründete er schließlich den Aikidō-Stil Tendoryū und verließ im Jahr 1987 wieder die IMAF.
Die Philosophie des Tendoryū
Die Philosophie des Tendoryū wurzelt tief in den Prinzipien von Harmonie und natürlicher Bewegung. Shimizu entwickelte den Namen Tendoryū aus der Idee, dass Aufrichtigkeit „der Weg zum Himmel“ ist. Der Begriff Tendo steht im Zusammenhang mit einer inneren Harmonie und dem Streben nach Reinheit und Aufrichtigkeit im Weg des Aikidō und ist nicht, wie häufig missverstanden, mit Shimizus Geburtsort verbunden.
Shimizus Tendoryū wird oft als „Stil des Himmelsweges“ beschrieben und steht für eine Vereinigung von Körper und Geist durch klare, natürliche Bewegungen. Die Techniken sind weniger auf Kraft als auf harmonische Abläufe und die Dynamik der Körperführung fokussiert, wodurch ein harmonischer Bewegungsfluss entsteht.
Die internationale Verbreitung von Tendoryū
Seit 1978 besucht Shimizu regelmäßig Europa, insbesondere Deutschland, um Seminare abzuhalten und die Prinzipien des Tendoryū zu vermitteln. Die internationale Verbreitung wurde durch seine Zusammenarbeit mit verschiedenen Budō-Organisationen unterstützt. Nachdem Shimizu 1987 die IMAF (International Martial Arts Federation) verließ, gründete er gemeinsam mit anderen Budō-Praktizierenden die Nihon Budō Kokusai Renmei, eine Vereinigung zur Förderung der japanischen Kampfkunst.
Die wachsende Popularität des Tendoryū führte 1993 zur Gründung des Deutschen Tendoryū-Verbandes (TAD). Diese Organisation widmet sich der Verbreitung und Ausbildung im Tendoryū-Aikidō in Deutschland und dient als Plattform für den Austausch zwischen Lehrern und Schülern.
Fazit
Der Tendoryū-Aikidō-Stil ist eine Interpretation des Aikidō, die sich auf die Prinzipien natürlicher, klarer und harmonischer Bewegungen stützt. Shimizu Kenjis Philosophie hinter Tendoryū strebt nach innerer Aufrichtigkeit und einem harmonischen Bewegungsfluss, der Körper und Geist in Einklang bringt.
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Japanische Namen
Wie in Japan üblich, steht der Familienname vor dem Vornamen. In diesem Beitrag halten wir uns daher an diese Schreibweise japanischer Namen.